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Unfruchtbarkeit: Was man selber tun kann

Experten meinen, dass man ca. 50 % aller Komplikationen, die in Verbindung mit Fruchtbarkeit auftreten, selbst beeinflussen kann. Informieren Sie sich über die häufigsten Risikofaktoren für eine Unfruchtbarkeit und sorgen Sie dafür, dass Sie durch Ihr Wissen und mit kleineren Änderungen in Ihrem Lebensstil die bestmöglichen Bedingungen für eine problemlose und rasche Empfängnis schaffen.

DIE HÄUFIGSTEN RISIKOFAKTOREN FÜR EINE UNFRUCHTBARKEIT:

  • Alter
  • Ernährung
  • Körperliche Aktivität und Body-Maß
  • Stress
  • Gewohnheiten

1. Alter des Paares

Obwohl uns der moderne Lebensstil einige Anpassungen und Abstriche abverlangt, bleibt jedoch unsere biologische Uhr unverändert. Der wichtigste Risikofaktor für eine Unfruchtbarkeit ist somit schlichtweg das Alter der Partner, bei welchen sie sich für den Nachwuchs entscheiden. 

Das Alter beider Partner ist wichtig, wobei das Alter der Frau jedoch eine größere Rolle spielt, die Frauen können nämlich im Laufe ihres Lebens nur eine gewisse Anzahl an Eizellen produzieren und diese Zahl sinkt mit dem Alter. Der Einfluss des Alterns auf die verbliebene Anzahl der Eizellen wird in der Grafik unten dargestellt.


Die Grafik der Anzahl der verbliebenen Eizellen hinsichtlich des Alters der Frau in Jahren. Übernommen von der Quelle 3.

Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Frauen ihre höchste Fruchtbarkeit in ihren Zwanzigern aufweisen. Durch den modernen Lebensstil (persönlicher Karriereweg, Suche nach dem geeigneten Partner, Lösung der Wohnsituation, Reisen usw.) entscheiden sich jedoch die jüngeren Generationen von Paaren immer häufiger für die Aufschiebung ihrer Familienplanung in oder über das 30. Lebensjahr hinaus.

Fruchtbarkeit nach dem 30. Lebensjahr

Frauen nach dem dreißigsten Lebensjahr verfügen noch immer über eine ausreichende Fruchtbarkeit, trotzdem verkürzt sich der Zeitraum für eine problemlose Empfängnis und Schwangerschaft mit jedem Jahr, die Fruchtbarkeit beginnt nämlich bereits nach dem 31. Lebensjahr gleichmäßig zu sinken. Infolgedessen wird aufgrund der Studien Frauen empfohlen, eine Familienplanung zumindest in den frühen Dreißigern vorzunehmen, weil die Fruchtbarkeit bei Frauen ab dem 37. Lebensjahr sehr rapide zu sinken beginnt. Nach diesem Alter sind die Eizellen und die Intaktheit deren Erbguts nicht mehr selbstverständlich.

Gibt es auch bei Männern eine biologische Uhr? 

Auch Männer verlieren im Laufe der Zeit ihre Fruchtbarkeit, jedoch erfährt diese keinen so abrupten Rückgang wie bei Frauen. Bei Männern vermindert sich die Spermaqualität, wie z.B. die Morphologie (Form und Struktur) der Spermien und die Menge der Spermien im Ejakulat. Diese Veränderungen sind bei Männern zuerst von sehr subtiler Natur (Verminderung der Spermaqualität nur für einen Prozentbruchteil pro Jahr), aber nach dem 45. Lebensjahr sind auch Männer von einem starken Rückgang ihrer Fruchtbarkeit betroffen.  

2. Ernährung

Die Ernährung ist der Grundbaustein für unsere Körper- als auch für die Geschlechtszellen.

Neben der allgemeinen Gesundheit und des guten Befindens wirkt sich der Konsum von gesunder, abwechslungsreicher und unverarbeiteter Nahrung auch auf die Fruchtbarkeit positiv aus. Studien zeigen, dass jene Frauen, welche die besten »Fruchtbarkeitsindikatoren« aufweisen, eine größere Menge an pflanzlichem Eiweiß im Vergleich zu tierischen Proteinen, die Spuren von Hormonen, verschiedene Antibiotika und andere schädliche Stoffe enthalten können, einnehmen. 

Beim Verzehr von Fisch sind die Forschungsergebnisse uneinig, da billiger Fisch und Fischprodukte Spuren von Quecksilber enthalten. Wegen der langkettigen Omega-3-Fettsäuren wird der Verzehr von Fischprodukten von geprüfter Qualität aber dennoch empfohlen

Hinsichtlich der Fette wird für eine optimale Fruchtbarkeit die Einnahme von ungesättigten Fettsäuren und der Verzicht auf Transfettsäuren empfohlen. Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass der Verzehr von Milchprodukten mit einem hohen Fettgehalt im Vergleich zu Milchprodukten mit einem niedrigeren Fettgehalt die Fruchtbarkeit bei Frauen begünstigt.    

Neben der Ernährung empfiehlt die Medizin Frauen, die gerade versuchen schwanger zu werden, die Einnahme von bestimmten Vitaminen und Mineralien. Besonders wichtig sind:

  • Folsäure
  • Vitamin B12
  • Vitamin D
  • Eisen
  • Omega-3-Fettsäuren (vor allem die DHA).

Bei einer Unfruchtbarkeit bei Männern empfehlen Studien eine mediterrane Ernährungsweise, bei welcher die Ernährung mit Meeresfrüchten, Geflügel, Vollkornprodukten und frischem Obst und Gemüse empfohlen wird. Eine solche Ernährungseise, die gleichzeitig reich an Kohlenhydraten, Faserstoffen, Folaten und Lycopin (ein starker Antioxidans, zuständig für die Farbe der Tomate) ist, weist eine starke Erhöhung der Spermaqualität bei Männern auf. 

Auf der anderen Seite des Spektrums wird durch eine »ungesunde« bzw. durch eine so genannte »westliche« Ernährung, reich an rotem und verarbeitetem Fleisch, Kartoffeln, Süßigkeiten und gesüßten Getränken, die Spermaqualität gesenkt. Männern wird zusätzlich empfohlen, nicht zu viele Eiweiße und Fette im Vergleich zu Kohlenhydraten einzunehmen, da sich ein solches Verhältnis schädlich auf die Fruchtbarkeit auswirkt. Auch Transfettsäuren schaden der Fruchtbarkeit bei Männern, sie senken nämlich die Spermaqualität, reduzieren die Funktion der Testikel und verursachen die Senkung des Testosteronlevels im Körper. 

Überraschenderweise hat auch unser Kleidungsstil Einfluss auf die reproduktive Gesundheit und eine eventuelle Unfruchtbarkeit. Das gilt vor allem für die männliche Population, es herrscht ein allgemeiner wissenschaftlicher Standpunkt, dass sich die Erhöhung der Temperatur im Hodensack negativ auf die Spermatogenese (Reifeprozess von Spermien) und Spermienparameter auswirkt.
Die neueste Studie, bei welcher Männer ein Jahr lang begleitet wurden, in dem sie das erste Halbjahr eine enganliegende Unterwäsche und in der zweiten Jahreshälfte mehr lose Unterwäsche trugen, zeigte eine 50 % Senkung von relevanten Spermaparametern in der Zeit des Tragens von enger Unterwäsche. Solche Ergebnisse bestätigen zwar die negative Auswirkung der engen Unterwäsche (womöglich durch die Erhöhung der Temperatur), zeigen aber gleichzeitig, dass diese Auswirkungen mit einer anderen Unterwäsche vollständig aufgehoben werden können.

3. Körpergewicht und körperliche Fitness 

Der Erhalt des normalen Körpergewichtes und eine mäßige, aber keineswegs übertriebene körperliche Aktivität wird empfohlen.

Wie auch in anderen Aspekten des Lebens, wird auch bei der Fruchtbarkeit die Einhaltung des BMI (Body-Maß-Index) innerhalb der aktuell empfohlenen Intervallen zwischen dem BMI-Wert = 18,5 auf der unteren und BMI-Wert = 25 auf der oberen Intervallskala, empfohlen. Durch das immer schnellere Tempo des Lebens wird das schnelle, kalorienreiche, das so genannte »Wohlfühlessen« (feel good food) immer mehr zum Trend und die BMI-Werte bei beiden Geschlechtern bewegen sich immer mehr nahe bzw. über dem oberen Grenzwert. Daraus folgt ein längerer Zeitraum für die erfolgreiche Empfängnis bei Frauen und eine niedrigere Spermaqualität und -dichte bei Männern, außerdem gibt es auch eine Korrelation zwischen der Fettleibigkeit und der erektilen Dysfunktion bei Männern.

Bei den Schwierigkeiten resultierend aus einer zu geringeren Körpermaße gibt es aufgrund der Seltenheit nicht ausreichend Studien, trotzdem herrscht in wissenschaftlichen Kreisen die Überzeugung, dass die Ernährungsstörungen (Anorexie, Bulimie), die sich im gefährlich niedrigen BMI zeigen, sehr schädlich sind und den Prozess der Empfängnis behindern, da der Körper in solchen Fällen eine sehr beschränkte Menge an verfügbarer Energie zu für den Organismus mehr vitalen Funktionen, wie die Fortpflanzung, umleitet.  

Körperliche Aktivität

Der Body Maß des Einzelnen ist stark mit seinen Bewegungsgewohnheiten verbunden. Frauen und Männern wird eine regelmäßige, aber nicht zu intensive körperliche Aktivität empfohlen. Bei Frauen kann nämlich eine übermäßige sportliche Aktivität die energetische Balance im Körper soweit negativ beeinflussen, dass sich diese wesentlich auf das reproduktive System auswirkt und Unregelmäßigkeiten im menstrualen Zyklus verursacht. Bei Männern empfehlen Experten ein Vermeiden von übermäßigem Radsport, da Radfahren von mehr als 5 Stunden wöchentlich eine negative Verbindung sowohl mit der Anzahl der Spermien als auch deren Beweglichkeit aufweist.

Für beide Geschlechter wird aus der Sicht der Optimierung der Fruchtbarkeit eine regelmäßige körperliche Aktivität, mindestens dreimal wöchentlich je eine Stunde, empfohlen.

4. Stress

Ein ungebetener Gast, den man effizient in den Griff bekommt. 

Heutzutage gilt der Stress als ein notwendiges Übel der modernen Gesellschaft, die Stressbewältigung ist also wesentlich für die Erreichung und Erhaltung einer hohen Qualität im täglichen Leben. Die Auseinandersetzung mit und Bewältigung der Unfruchtbarkeit stellt exponentiell noch schlimmere Stresssituationen, aufgrund:

  • des gesellschaftlichen Drucks, 
  • der Palette von verschiedenen Tests, 
  • der Diagnose, 
  • der Behandlung, 
  • der möglichen Misserfolge, 
  • des unerfüllten Wunsches nach einer eigenen Familie, dar.

Eine sehr gute präventive Maßnahme vor und während der Familienplanung ist die Entwicklung und Einführung von entsprechenden Stressbewältigungsmethoden (Mediation, Entspannungstechniken, positives Denken, körperliche Aktivität), da laut aktuellen Studien der Stress und die Depression das Pulsieren von Testosteron senken und die Geschlechtsdrüsenfunktion stören und somit die Produktion von Sperma beim Mann behindern. Bei Frauen verbinden Studien den stressigen Lebensstil mit einer längeren Dauer vom Beginn bis zur Empfängnis im Vergleich zu Frauen, die niedrigere Stressmengen aufweisen.

5. Kleine Gewohnheiten, die ernsthafte Folgen haben können: Einfluss von Koffein, Tabak und Alkohol 

Für die Fruchtbarkeit ist nicht nur die Ernährung, sondern auch andere Substanzen, die wir dem Körper zufügen (Tabak, Alkohol, Koffein), von entscheidender Bedeutung.


Koffein

Hinsichtlich der Fruchtbarkeit ist Koffein nicht so unschuldig, wie man gerne glauben möchte, Studien zeigen nämlich einen negativen Einfluss von Konsum von Koffein auf die Fruchtbarkeit bei Frauen. Größere Koffeinmengen über 500 mg am Tag korrelieren mit einer fast 10-monatigen Verzögerung bis zur Schwangerschaft. Dabei muss betont werden, dass eine durchschnittliche Tasse Kaffee ca. 100 mg Koffein enthält.  

Rauchen

Das Rauchen hat bei Frauen einen erheblichen Einfluss auf das hormonelle Gleichgewicht im Körper. Ein Beispiel für ein stark betroffenes Hormon ist das Follikelstimulierende Hormon (FSH), das bei Raucherinnen bis zu 30% niedriger ist. Studien an Frauen weisen eine Verbindung zwischen dem Rauchen und der Verminderung der Eizellreserve (Anzahl und Qualität an Eizellen, die eine Frau besitzt) auf. Bei rauchenden Männern wurde über die Spermaanalyse festgestellt, dass Raucher eine geringere Anzahl an Spermien, niedrigere Bewegung der Spermien und eine niedrigere Spermadichte im Vergleich zu Nichtrauchern aufweisen. 

Alkohol

Als die populärste psychoaktive Substanz und scheinbar unverzichtbarer Teil von abendlichen Treffen stellt der Alkoholkonsum zahlreiche negative Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit dar. Bei Männern wird die Atrophie (Gewebeschwund) von Testikel, Verlust vom Libido und Senkung der Anzahl an Spermien verursacht. Bei Frauen sind die Einflussmechanismen vom Alkohol auf das Reproduktionssystem nicht vollständig klar, aber die Verbindung zwischen dem Alkoholkonsum und einer schlechteren Fruchtbarkeit ist in der Medizin bekannt. Untersuchungen zeigen, dass sogar ein gelegentlicher Alkoholkonsum (1 Einheit am Tag) die Zeit für eine Schwangerschaft verlängern und sogar die Chance auf ein gesundes Baby reduzieren kann.

Wenn die Vermeidung bzw. Reduzierung von Risikofaktoren nicht zu einer erfolgreichen Schwangerschaft führt, geben Sie nicht auf, in der modernen Medizin werden zahlreiche Heilungsmethoden bei einer Unfruchtbarkeit angeboten.

 

Quellen:  

  1. Sharma R, Biedenharn KR, Fedor JM, Agarwal A. Lifestyle factors and reproductive health: taking control of your fertility. Reprod Biol Endocrinol. 2013;11:66. Published 2013 Jul 16.
  2. Liu K, Case A; REPRODUCTIVE ENDOCRINOLOGY AND INFERTILITY COMMITTEE. Advanced reproductive age and fertility. J Obstet Gynaecol Can. 2011 Nov;33(11):1165-1175.
  3. te Velde ER, Scheffer GJ, Dorland M, Broekmans FJ, Fauser BC. Developmental and endocrine aspects of normal ovarian aging. Mol Cell Endocrinol. 1998 Oct 25;145(1-2):67-73.
  4. Gaskins AJ, Chavarro JE. Diet and fertility: a review. Am J Obstet Gynecol. 2018;218(4):379-389. 
  5. Chiu YH, Chavarro JE, Souter I. Diet and female fertility: doctor, what should I eat? Fertil Steril. 2018 Sep;110(4):560-569.

Planung der Schwangerschaft

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